"Meine Schwiegertochter ist so nörgelig und unzufrieden. Oft schimpft sie mit meinem Sohn, weil er ihr nie etwas recht machen kann. Er arbeitet ihr zu viel und lässt sie mit den Kindern oft alleine. Wir sehen unseren Enkel drei Mal im Jahr bei uns – aber wir haben immer weniger Lust, zu ihnen zu fahren. Wenn mein Sohn mit uns einen Besuch vereinbart, schimpft sie anschließend, dass es ihr nicht recht ist. Was können wir tun?" (Irene, 64 Mannheim)
Sie habe bestimmt Vorstellungen davon, wie Ihre Schwiegertochter zu sein hat – aber so ist sie nicht. Sie ist unzufrieden. Warum soll eine Frau nicht unzufrieden sein, wenn ihr Mann ständig arbeitet? Warum soll sie glücklich sein, wenn er arbeiten gehen kann und darf, sie aber nicht? Sie stehen in diesen Fragen sehr deutlich auf der Seite Ihres Sohnes. Und Sie stehen gegen Ihre Schweigertochter. Da ist Ärger vorprogrammiert.
Viele Frauen fühlen sich von ihren Männern im Stich gelassen, wenn sie Kinder haben. Was machen die nämlich, kaum dass die Kinder da sind und sie Hilfe brauchen? Richtig: Sie gehen mehr arbeiten denn je. Auch wenn ihre Frauen zu Hause alles alleine schaffen müssen und sich nichts sehnlicher wünschen als Hilfe, Unterstützung und Anerkennung. Die bekommt der Mann für seine Arbeit, die Frau für ihre Leistungen eher nicht.
Ich weiß ja, dass Nörgeln und Unzufriedenheit keine gute Lösung sind. Damit treibt eine Frau ihren Mann noch mehr aus dem Haus. Und weil er sich noch weniger um sie kümmert, wird die Frau noch unzufriedener. Natürlich. Das ist ein Teufelskreis, aus dem viele Eltern kleiner Kinder nur eine Lösung finden- die Trennung. Sie halten es nicht mehr aus, für die viele Arbeit und Anstrengung nie ein gutes Wort zu finden. Sie vermissen Anerkennung, Wertschätzung und Respekt. Beide Partner vermissen das. Und beide Partner vermissen das zu Recht.
Sie helfen Ihrem Sohn nicht, wenn Sie sich in diesem Konflikt auf seine Seite schlagen. Ich schlage vor: Halten Sie sich lieber heraus. Oder ermuntern sie ihn, sich zu fragen, was seine Frau vermisst. Was sie braucht.
Ihr Sohn scheint der Ansicht zu sein, dass es eine gute Idee ist, über den Kopf seiner Frau hinweg mit Ihnen einen Besuch zu vereinbaren. Wie soll sie sich denn fühlen, wenn er das entscheidet und gleichzeitig ist doch wohl klar, wer dabei die ganze Arbeit hat. Jedenfalls nicht Ihr Sohn. Oder backt er den Kuchen für die Kaffeetafel?
Die allermeisten Frauen waren einmal richtig nett und lieb zu ihren Partnern und zu ihren Schwiegereltern. Das dürfte auch bei Ihrer Schwiegertochter nicht anders gewesen sein.
Ihre Schwiegertochter wünscht sich, dass Sie Besuche mit ihr absprechen – und nicht mit Ihrem Mann. Sie wünscht sich, dass ihr Mann auf ihrer Seite steht, nicht auf der Seite seiner Eltern. Sie braucht keine Kritik von Ihnen, sondern Anerkennung – auch wenn Sie nicht so ist, wie Sie sich eine Schwiegertochter vorgestellt haben.
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